Divestment – Investitionen in eine bessere Zukunft

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Im heutigen Beitrag soll es um Divestment gehen, was soviel bedeutet wie sein Geld aus Aktien, Anleihen oder Investmentfonds herauszuziehen, welche die Kohle-, Öl- und Gasindustrie unterstützen. Auf das Thema bin ich durch folgenden Ted-Talk (auf Englisch) gestoßen.

Ich fasse die wesentlichen Aussagen des Videos mal zusammen für alle, die des Englischen nicht mächtig sind, weil ich das wirklich für eine interessante Idee halte.
Die Sprecherin ist im Zuge ihres persönlichen Wunsches etwas gegen den Klimawandel zu tun auf die Bewegung zum Divestment gestoßen. Dort haben sich viele Leute zusammengefunden und fordern jeweils in lokalen Projekten, dass öffentliche Verwaltungen, Banken, Pensionsfonds, Universitäten, Firmen, Versicherungen uvm. ihr Geld aus Finanzanlagen herausziehen, welche die Industrie der fossilen Treibstoffe unterstützt.
Die Idee ist, wenn ich meine Finanzen manage, dann habe ich auch ein Mitspracherecht. Insgesamt müssten 5-10% aller Investitionen verlagert werden. Nun kann man sich denken, dass das wenig klingt und dann einfach andere dort investieren.
Dazu gibt es ein gutes Beispiel aus Südafrika, das zeigt, dass es weniger um das Geld als den moralischen Ruin geht. Dort haben zu Zeiten der Appartheit Studenten ihre Universitäten aufgefordert ihr Geld aus Geschäften herauszuziehen, die das Appartheitsregime unterstützen. Dann haben sie angefangen das öffentlich zu diskutieren und auch zu erklären, warum sie das fordern. Es folgten viele weitere Institutionen, Glaubensorganisationen, Städte und Investmentfonds und es wurde zu einem wichtigen Faktor zum Beenden der Appartheit.
Ein wichtiges Argument ist auch, dass der finanzielle gesellschaftliche Erfolg durch die vielen Investitionen vom Erfolg der Industrie der fossilen Treibstoffe abhängt. Diese Abhängigkeit zu beenden ist eine wichtige Voraussetzung um unsere Wirtschaft neu zu gestalten.
Der Haupterfolg der Sprecherin hat mich auch überzeugt. 4 Leute haben es geschafft, dass die 4-Millionen Stadt Berlin sich dem Thema annimmt. Hier noch ein Video, dass den aktuellen Stand der Bewegung aufzeigt

Interessant finde ich den Ansatz, weil er schon in anderem Zusammenhang funktioniert hat und weil er mit dem vorhandenen System arbeitet und mit dessen Methoden Änderungen erzwingen könnte.
Auch aus Kapitalmarktsicht ist es wichtig sich mit den Ausfallrisiken auseinanderzusetzen, weil der Wert von mit der Kohle-, Öl- und Gasindustrie verbundenen Unternehmen sich rasch verringern könnte, wenn zur radikalen Reduktion der Emissionen starke klimapolitische Regulierungen durchgesetzt werden.

Natürlich gibt es auch zahlreiche Gegenargumente, die nicht weniger valide sind. So verlieren Unternehmen, die große Aktienpakete abstoßen auch ihr Mitspracherecht in der Gestaltung dieser Unternehmen und somit die Chance von Innen heraus für Nachhaltigkeit zu sorgen. Manche Unternehmen sind bereits im Wandel, was statt reinem Aussortieren mit berücksichtigt werden könnte. Zudem braucht Wandel auch Zeit und jemanden, der immer wieder Druck ausübt. So gibt es Initiativen wie http://www.climateaction100.org/. Hier haben sich mehr als 450 Großinvestoren zusammengeschlossen mit dem Ziel Unternehmen dazu zu bringen Emissionen zu reduzieren und ihre Klimarisiken und -ziele offen zu legen. Ihr gesamtes Investitionsvolumen beträgt 40 Billionen US-Dollar. Sie üben Druck auf die 100 systemisch relevante Unternehmen aus, deren Emissionen zwei Drittel der weltweit industriell ausgestoßenen Emissionen ausmachen.

Zudem hängt die Versorgungssicherheit weiterhin von fossilen Energieträgern ab. Werden große Geldsummen abgezogen, müssen die Unternehmen kurzfristig teure Kredite aufzunehmen. Dadurch werden Marktanteile verschoben und große Unternehmen mit entsprechenden Rücklagen erhalten einen Wettbewerbsvorteil gegenüber kleineren privaten Unternehmen.

Es gibt alternative Finanzstrategien, die auf das Aussortieren einzelner Unternehmen verzichten. Stattdessen vergeben sie Benchmarks für den verbleibenden negativen ökologischen Fußabdruck, der so klein wie möglich sein sollte, bei dennoch hoher Rendite. Es wird also auf die Folgen der Investition geschaut. Die Theorie ist nun, je weiter der Klimawandel fortschreitet, desto schlechter die Benchmarks der schädigenden Unternehmen und desto weniger wird dort investiert, so dass das Thema sich auf lange Sicht von allein erledigt – ganz ohne Divestment. Es fiel in diesem Zusammenhang auch der Hinweis darauf, dass Divestment zum Teil eher zu Marketingzwecken als aus Überzeugung betrieben wird. Dagegen kann man wiederum halten, dass Divestment insgesamt die Transformation zu mehr Nachhaltigkeit beschleunigt, was im Zuge des immer schneller voranschreitenden Klimawandels vielleicht auch nötig ist.

Egal wie man das letztlich sieht, was auf alle Fälle für den Klimaschutz sinnvoll ist, ist bei Neuinvestitionen nicht auf Finanzprodukte zu setzen, die dazu führen, dass neue fossile Energiequellen erschlossen werden. Das kann man auch im privaten Rahmen machen, so z.B. wenn man Versicherungen eingeht oder sein Geld selbst anlegt bzw. das über einen Bankberater erledigen lässt.

Quellen

https://www.deutschlandfunk.de/divestment-als-strategie-gegen-den-klimawandel-zieht-die.1184.de.html?dram:article_id=337579

https://coalexit.org/node/23664

https://www.nachhaltig-investieren.com/nachhaltig-investieren/divestment

http://www.climateaction100.org/

https://www.bdew.de/verband/magazin-2050/ende-der-fossilien-divestment-als-mittel-fuer-den-klimaschutz/

https://www.umweltdialog.de/de/management/CSR-Strategie/2018/Divestment-in-Deutschland-Begriffsklaerung-und-Grenzen.php