Ich glaube es hat jeder schon mitbekomman, dass die Insektenbestände zurückgehen. In Zahlen ausgedrückt vermindert sich in Deutschland die Anzahl der landlebenden Insekten um 19% pro Jahrzehnt (statt 9% im weltweiten Durchschnitt). D.h. übersetzt in 3 Jahrzehnten werden wir noch 51%, in 6 Jahrzehnten noch 26% und in hundert Jahren noch 10 % der jetzigen Menge haben. Problematisch ist das vor allem, weil unsere Nahrung davon abhängt, ob solche Insekten die Pflanzen bestäuben, die wir essen.
Es gibt schon Länder, wo ganze Plantagen von Hand bestäubt werden. Was das genau bedeutet, seht ihr in dieser etwas reißerischen, kleinen Doku:
Ich bin wirklich ein Freund dystopischer Filme, aber so möchte ich real nicht leben und ich möchte auch nicht, dass das jemand machen muss und sich mit einer Biene vergleicht! Also dachte ich mir – los geht es! und habe angefangen in unserem Vorgarten umzugraben, um dort zwei Blumenbeete für Bienen und Schmetterlinge zu erschaffen. Hier seht ihr die Beete – auf dem einen wachsen schon kleine Pflanzen aus dem Boden =) !
Wenn man dort so steht und buddelt, lernt man auch gleich ein paar Nachbarn und vorbeikommende Leute kennen. Dadurch habe ich von einer Nachbarin ganz nebenbei erfahren, dass bei uns im Garten in der wildesten Ecke eine seltene Schneckenart heimisch ist und ich mit Kartoffelnpflanzen den Boden gut auflockern kann. Ein anderer Mann hat mir erzählt, dass bei ihm am Stadtrand kaum noch Insekten zu finden sind, weil der Pestiziteinsatz sehr hoch ist. Er hat auch so ein Blumenbeet gesät und seit ein paar Jahren hat er wieder mehr Insekten und Vögel bei sich im Garten beobachtet. Das waren wirklich ganz motivierende Gespräche. Später hat er mir sogar noch Saatgut vorbeigebracht.
Warum ist es wichtig hier mitzumachen? Ein Grund liegt auf der Hand – weil Insekten Futter brauchen. Dann könnten wir sie aber auch einfach dahin locken, wo das Essen in Massen angebaut wird und fertig. Der zweite Grund ist für mich entscheidender. Es ist so, dass sich einzelne Populationen zum Arterhalt genetisch austauschen müssen. Dafür müssen die Lebensräume verschiedener Populationen miteinander vernetzt werden und genau das macht jeder mit seinem Beitrag!
Zum Glück ist es wirklich ganz einfach mitzumachen. Wer nur ein Fensterbrett hat, lässt einfach Kräuter dort aufblühen oder ein paar Blumen (bitte absichern gegen das Herunterfallen, wenn da die Gefahr besteht…).
Wer einen Balkon hat, kann sich auch mal an eine kleine Blühmischung im Balkonkasten wagen. Die Ausrede, dass man nicht weiß, was man da nehmen soll, gilt nicht. Ganz einfach einheimische Wildpflanzen wählen.
In Leipzig kann man sich von den Ökolöwen ein kostenloses Samentütchen schicken lassen:
https://www.oekoloewe.de/leipzig-soll-bluehen.html
Auch das Land Sachsen verteilt im Zuge der Initiative „Sachsen blüht“ Samentütchen.
https://publikationen.sachsen.de/bdb/artikel/35464
Ich hab mir mal welche bestellt – geht ganz einfach und ist innerhalb weniger Tage da! Vielleicht gibt es ja solche Initiativen auch bei euch!
Das Gute an Blühmischungen ist, dass verschiedene Insektenarten auf ihre Kosten kommen. Manche sind richtige Feinschmecker und ernähren sich nur vom Nektar einer bestimmten Blumenart. Das ist fürs Überleben leider nicht so schlau…
Vielleicht ist etwas Essbares anbauen aber motivierender für euch, da gibt es auch viele Möglichkeiten für Balkonkästen und Blumentöpfe wie Erdbeeren, Tomaten, Radieschen, Salat, Kräuter, Zucchini und Gurken. Gibt es zum Teil auch schon vorgezogen im Baumarkt zu kaufen – man muss also kein Super-Gärtner sein. Generell ist es gut einfach erstmal mit irgendetwas anzufangen.
Wer einen Garten hat, der kann natürlich noch mehr machen. Hier mal ein paar Ideen aus unserem Garten, die über die Jahre entstanden sind. Nichts kommt von heute auf morgen, manches kommt auch, indem man einfach weniger macht. Man kann ja mit oben genannter Mischung auch mit einer Ecke einen kleinen Beitrag leisten.
Naschobst wie Himbeeren, Nüsse und Walderdbeeren, Obstbäume wie Pflaume, Apfel, Birne oder Kirsche sind prima für Insekten und uns. In unserem Viertel gibt es sogar ein Grundstück, in dem die Besitzerin uns aufgefordert hat Johannisbeeren zu pflücken, die sie extra an die Grundstücksgrenze gepflanzt hat, so dass man sie auch von außerhalb ernten kann – prima Idee!
Mit Holz kann man auch Einiges anfangen. Alte Baumstümpfe nicht entfernen, sondern für die Insekten als Unterschupf stehen lassen. Käfer fressen Gänge hinein, die später auch Wildbienen nutzen. Junge Bäume, die weg müssen stapeln – vielleicht habt ihr auch noch Sand, den ihr mit hinschütten könnt.
Es gibt viele Ideen auch rund um noch genutzte und nicht mehr genutzte Kinderspielgeräte. So kann ein wenig Gestrüpp unterm Trampolin zusätzlich für den Igel ein Zufluchtsort sein. Alte Sandkästen sind auch gute Beete wie man hier am Beispiel-Beet meiner Nachbarin sieht.
Hier noch ein kleines Motivationsvideo für angehende Gartenbesitzer:
Quellen
https://www.idiv.de/fileadmin/content/Files_Science-Policy/iDiv_PolicyBrief01_20_Insekten.pdf
https://www.oekoloewe.de/umweltpolitik-naturschutz-detail/alarmierendes-insektensterben-vor-unserer-tuer.html