Nachhaltige Ernährung – Lebensmittelverschwendung

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Gern komme ich heute dem Vorschlag nach das Thema Nachhaltige Ernährung aufzugreifen. Zugegeben ist es kein leichtes Thema für mich. Das hat vielfältige Gründe, denn es ist doch recht komplex. Aus Umweltgesichtspunkten geht es um Themen entlang der Produktionskette also um Anbau, Transport, Aussortieren nach Normen, Verpackungen und Müll. Aber das Thema ist auch ein großes soziales Thema. Global geht es um eine gerechte Verteilung von Lebensmitteln, die Verhinderung von Preiskämpfe und darum möglichst lokal dafür zu sorgen, dass die Bevölkerungsernährung aller Länder gesichert ist.
Da ich es wie gesagt als recht komplex ansehe, werde ich es teilen und mehrere Beiträge zu den genannten Punkten schreiben.

Ich beginne heute mit dem Thema, bei dem wir alle gut mitwirken können – dem unnötigen Müll – hier ist nicht Verpackungsmüll gemeint. Wem ist es nicht schon passiert, dass etwas vergessen wird zu verbrauchen, es einfach unbemerkt abläuft oder auf einmal irgendwie schimmelt.
Aber auch im Prozess bis die Lebensmittel beim Endverbraucher sind, wird viel weggeworfen.
Diese beiden Grafiken geben mal einen guten Gesamtblick, was prozentual am meisten weggeworfen wird und in welchem Prozessschritt wieviel Prozent Müll entsteht:

grafikQuelle: WWF-Studie siehe Quellen, Seite 44

grafikQuelle: WWF-Studie siehe Quellen, Seite 43

Jeder Haushalt wirft durchschnittlich 80 kg Lebensmittel pro Jahr weg. Das ist ein guter Punkt, bei dem man bei sich selbst mal anfangen kann etwas zu ändern. Die Gründe des Wegwerfens sind vielfältig, ein paar sind auf alle Fälle zu viel kaufen, Dinge vergessen und fehlende Resteverwertung. Das zu viel Kaufen könnte an fehlender Planung, Angebotsshopping und „hungrigem“ Einkaufen liegen. Wichtig scheint mir im ersten Schritt eine Planung zu machen. Der gute alte Einkaufszettel erlebt sein Comeback – nur das kaufen, was man wirklich braucht und vorher planen, was gemacht wird. Es verlangt ein wenig Überwindung und Übung. Ist es aber einmal geübt, dann bringt es auch eine riesige Zeitersparnis, wenn man nicht ständig nochmal los muss, weil man nichts mehr da oder noch irgendwas vergessen hat. Wir haben es während der Coronazeit auch mal mit mehr Planung versucht und auf einmal einkaufen in der Woche umgestellt. Einmal zwischendurch gehen wir noch ein Brot kaufen beim Bäcker um die Ecke. Bisher waren wir eher 2-3 Mal die Woche einkaufen. Das ergibt locker 2 Stunden Zeitersparnis pro Woche und verhindert üppiges Drumherumkaufen, weil der Korb eh schon voll ist und ich lieber schaue, dass ich wirklich nichts vergesse.
Neben der Planung ist auch die richtige Lagerung wichtig, so dass die Lebensmittel überhaupt die Chance bekommen zum geplanten Zeitpunkt noch genießbar zu sein. Hier mal eine Grafik (Quelle:
https://www.welthungerhilfe.de/aktuelles/publikation/detail/lebensmittel-richtig-lagern/)

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Wer dennoch zu viel hat, der kann auch einfach was abgeben. Einerseits an die Tafeln, wie es Supermärkte machen. Bequem über Kleinanzeigen oder Nachbarschaftsportale anbieten. Habt ihr was feines Gekochtes oder Gebackenes übrig, freuen sich eventuell die Nachbarn darüber. Gerade junge Leute ohne Kinder sagen bei uns im Haus selten nein 😉
Eine andere gute Lösung für dieses Problem heißt Foodsharing. Auf der Website dieser Initiative findet man Kästen oder Abgabestation, wo man übrig gebliebene Lebensmittel abgeben kann. In Leipzig gibt es eine ganze Reihe Stationen mit recht aktiver Community, die sich auch um Entsorgung und Putzen kümmert, sowie einige Geschäfte, die das unterstützen. Ihr könnt ja mal schauen, ob es da auch bei euch in der Nähe was gibt: https://foodsharing.de/karte.

Gut sind auch Alltagslösungen für Resteverwertung – wir nennen es manchmal Reste-Fest, das klingt motivierender 😉
Hier ist Kreativität und Routine gefragt. Gut ist, wenn man ein paar Standards in der Hinterhand hat. Einige Beispiele

  • Wurst- und Käsereste: wie früher die Schnitten vorschmieren und den Schnittenteller in die Mitte stellen
  • Gemüsereste: mit dem Rest-Gemüse noch einen gesunden Snack-Teller zaubern oder eine kleine Gemüsepfanne kreieren oder zusammen mit den Wurst- und Käseresten mal ne schnelle Reste-Pizza machen
  • Obstreste: Dafür nutzen wir den Mixer und es gibt einfach mal einen Smoothie zum Frühstück dazu, speziell aus Bananen mache ich schnelle Pancakes, für die ich immer alles Weitere da hab
    Ihr seht, hier gibt es viele Möglichkeiten. Verratet mir gern mal eure Rezepte.
  • Lerne Lebensmittel haltbar zu machen. Einige Anregungen findet ihr hier: https://www.bzfe.de/inhalt/haltbarmachen-von-lebensmitteln-1345.html
  • Hab Reste-Rezepte in der Hinterhand. Hier gibt es z.B. eine Reste-Rezept-Seite, auf der man drei Zutaten wählen kann und dann entsprechende Rezepte angezeigt bekommt: https://www.zugutfuerdietonne.de/beste-reste/

Das alles passiert natürlich in den Haushalten und löst das institutionelle Problem, dass Supermärkte und Restaurants usw. essen wegwerfen leider nicht. Selbst als abgelaufen geltende Lebensmittel (Mindesthaltbarkeitsdatum oder maximal in der Theke auslagefähig) sind ja nicht unbedingt schlecht. Oft werden sie nicht weitergegeben, weil das Gesetz besagt, dass derjenige, der das Essen weitergibt, auch rechtlich verantwortlich ist, wenn was passiert. Verdirbt sich also jemand den Magen, ist man rechtlich angreifbar für die Gesundheitsfolgen. Das ist wenig motivierend…
Deshalb finde ich diese Petition ganz gut:

https://www.change.org/p/landwirtschaftsministerin-julia-kl%C3%B6ckner-lebensmittel-retten-muss-einfacher-werden-rechtssicherheit-bei-lebensmittelspenden?utm_source=share_petition&utm_medium=custom_url&recruited_by_id=535151ee-83e7-4a30-9ea5-c7fefcf80ce8

Das Problem ist natürlich schon bekannt und Deutschland hat sich dem Ziel der Vereinten Nationen angeschlossen und möchte bis 2030 die Lebensmittelverschwendung halbieren.

Dazu gibt es neben dieser Zielsetzung zwei Websites https://www.zugutfuerdietonne.de/ und https://www.lebensmittelwertschaetzen.de/, auf denen zu verschiedenen Themen verschiedene Lösungsideen vorgestellt werden. Das durchschauen lohnt sich, denn es sind interessante Projekte dabei:

  • Mehrere Firmen haben sich auf die Verarbeitung von Reste-Lebensmitteln spezialisiert, stellen z.B. Bananenbrot aus braunen Bananen her oder Knödel im Glas aus Bäckerei-Brot-Resten usw.
  • Andere wie etepetete, issSo oder einzigArtig verkaufen krummes Obst und Gemüse, was in den Supermärkten aussortiert werden würde
  • Bildungsprojekte in Schulen
  • Mitnahmeinitiativen in Kantinen, Restaurants und Mensen
  • Eine Initiative, die ich wirklich gut finde ist diese: https://www.direktvombeet.de/ Hier können Kleingärtner ihr überschüssiges Gemüse und Obst online anbieten. Leider noch viel zu wenig benutzt.

Interessant sind auf alle Fälle auch technologische Projekte, die untersuchen wie man in der Herstellung zu weniger Abfall kommt.

Natürlich gibt es auch schon Initiativen von Supermärkten. Vom „Bin noch gut“ – Regal, über „Vom Vortag“ Aktionen bei Backwaren bis zu drastischer Preisreduzierung eine Stunde vor Ladenschluss auf Obst- und Gemüsepreise habe ich doch schon viel gesehen. Manche Supermärkte haben auch Food-Boxen, wo die Lebensmittel kostenlos mitgenommen werden dürfen, kurz bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht ist. Es gibt auch eine App TooGoodToGo (https://toogoodtogo.de/de), bei der man Reste für einen Festpreis reservieren kann und abends abholt. Als Verbraucher kann man sich auch bewusst dazu entscheiden genau diese reduzierte Lebensmittel zu kaufen, wenn man sie eh bald verbrauchen möchte, damit sie nicht im Müll landen.

Auch im Restaurant-Bereich ändert sich der Umgang mit Lebensmittelverschwendung. Oft kann man sich Reste einpacken lassen. Buffets werden mit kleineren Auslagetellern versehen oder man kann Spezials wie z.B. das Rührei dazubestellen. Auch hier kann man z.B. mit TooGoodToGo Restaurant-Reste retten.

Hier nochmal das Wichtigste in Kürze:
https://www.youtube.com/watch?v=EE-wIrceO9w

Im Video wird auch ein entscheidender Punkt angesprochen, was das mit der Umwelt zu tun hat. Lebensmittel anbauen verbraucht Ressourcen wie Land(abnutzung), menschliche und maschinelle Arbeitsstunden und Wasser, der Transport erzeugt CO2 und jetzt wandern sie in den Müll?

Ich hoffe ihr seid auch motiviert der Verschwendung entgegenzuwirken! Schreibt mir gern, wenn ihr noch andere Ideen oder Anregungen zu dem Thema habt.

Quellen:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/essen-im-muell-so-reagieren-supermaerkte-auf-lebensmittelverschwendung-1.4206127
https://www.bzfe.de/lebensmittelverschwendung-1868.html
https://www.lebensmittelwertschaetzen.de/aktivitaeten/kategorie/produktion/

Genauere Analyse des Themas findet ihr in dieser WWF-Studie zum Thema Wegwerfen:
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/WWF_Studie_Das_grosse_Wegschmeissen.pdf