Projekt Drawdown

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Heute möchte ich euch ein Projekt vorstellen, dass fortwährend Klimawandel-Lösungen reviewt, analysiert und auf der Projektwebsite den Einfluss auf die Treibhausgasemissionen präsentiert. Ich empfinde diese Herangehensweise als sehr übersichtlich und lösungsorientiert, was bei der Komplexität des Themas keine sonderlich leichte Aufgabe ist. Zudem habe ich versucht herauszuarbeiten, wie man selbst zu verschiedenen Themen einen Beitrag leisten kann.

Ausgegangen wird von folgenden Grunddaten:

(Quelle: https://drawdown.org/drawdown-framework, übersetzt)


Die Bezeichnung Drawdown beschreibt dabei einen Punkt in der Zukunft, an dem der Ausstoß von Treibhausgasen zu sinken beginnt. Um diesen Punkt zu erreichen, muss an jeder Stellschraube optimiert werden, d.h.

  1. Treibhausgasemissionen reduzieren, um sie letztlich auf Null zu bringen
  2. Senken erschaffen, um den natürlichen Kohlenstoffkreislauf zu verbessern
  3. die Gesellschaft weiterentwickeln

Die Lösungen werden in folgende 7 in der Grafik abgebildeten Sektoren eingeordnet

  • Elektrizität
  • Ernährung, Landwirtschaft und Landnutzung
  • Industrie
  • Transport
  • Gebäude
  • Senken (Land, Ozean, konstruiert)
  • Gesundheit und Bildung

Die Lösungen innerhalb der Sektoren werden nach ihren Auswirkungen bzgl. folgender beider Szenarien betrachtet:
Drawdown Scenario 1 geht einher mit 2˚C Temperaturanstieg bis 2100.
Drawdown Scenario 2 geht einher mit 1,5˚C Temperaturanstieg bis 2100.

 

Top 50%

Hier mal die Top-Einflussbereiche, die etwa 50% des Einsparpotentials (bei beiden Szenarien) ausmachen.

Müllreduzierung
(Sektor: Ernährung, Landwirtschaft und Landnutzung)
Etwa ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel werden nicht gegessen. Sie sind für ca. 8 % der Treibhausgase sowie weiteren überflüssigen Ressourcenverbrauch verantwortlich.
In Ländern mit geringerem Einkommensniveau gilt es die Infrastruktur für Lagerung, Verarbeitung und Transport zu verbessern. In Ländern mit höherem Einkommensniveau wie z.B. Deutschland gilt es Verschwendung zu bekämpfen, indem man am Konsum und am Verkauf optimiert.
Beides kann maßgeblich dazu beitragen, dass auch die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung gesichert wird.
Hier kann jeder mitmachen – lest dazu gern noch meinen Artikel über Lebensmittelverschwendung.

Gesundheit und Bildung
(Sektor: Gesundheit und Bildung)
Menschenrechte und Geschlechter-Gleichstellung könnten maßgeblich dazu beitragen, dass die Weltbevölkerung nicht mehr so stark ansteigt.
Statistisch haben Frauen mit mehr Bildung und Zugang zu Verhütung weniger und gesündere Kinder. Der Zugang zu Bildung für Mädchen führt zu einem größeren Beitrag zum Familieneinkommen, weniger Krankheiten wie Aids oder Malaria, einer besseren Ernährungssituation der Familie. Bildung hilft an der Stelle auch sich den Änderungen durch den Klimawandel anzupassen.
Unterstützen kann man das z.B. mit Patenschaften oder in dem man Organisationen unterstützt, die Schulen bauen.

Pflanzenreiche Ernährung
(Sektor: Ernährung, Landwirtschaft und Landnutzung)
Wären Rinder ein Staat, wären sie der drittgrößte Treibhausgas-Emittent. Vegetarische Ernährung würde für 63% weniger Treibhausgas-Emissionen im Sektor Ernährung sorgen, vegane Ernährung für 70%. Das lasse ich mal so stehen und wirken:

Photo by Tina Gabes on Unsplash

Kulturell bedingt kommt in unseren Rezepten irgendwie immer Fleisch vor. Deshalb finde ich auch die Herangehensweise den Grünanteil zu erhöhen und den Fleischanteil zu verringern oder ganz bewusst vegetarische Tage einzuplanen, in denen man erstmal Rezepte ausprobiert und etabliert, um eine alltagstaugliche Sammlung zu haben, ganz gut um den Umschwung zu schaffen.
Schreibt mir gern mal, wie ihr an das Thema herangeht oder wenn ihr schnelle gute Rezepte habt, gern auch diese.

Kühlmittel-Management
(Sektor: Gebäude und Industrie)
Fluorgase, die z.B. in Kühlschränken oder Klimaanlagen verwendet werden, haben einen sehr großen Erderwärmungseffekt, wenn sie in die Atmosphäre gelangen. Es gilt zu verhindern, dass sie austreten. Das Problem besteht vor allem bei der Geräteentsorgung. Dort müssen die Gase aufgefangen werden, um sie wiederzuverwenden oder mittels chemischer Prozessen in andere Stoffe zu transformieren, die keine Erderwärmung verursachen. Am besten ist, man kauft einfach andere Geräte, die mit alternativen Kühlmitteln betrieben werden wie Ammoniak und abgeschiedenem CO2. Augen auf beim nächsten Kühlschrank- oder Klimaanlagenkauf 😉
Es gibt ein Abkommen zwischen 170 Ländern den Einsatz von Fluorgasen schrittweise zu reduzieren. Dies soll ca. 1 Grad weitere Erderwärmung verhindern.
Hier noch die Herangehensweise Deutschlands: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/fluorierte-treibhausgase-fckw/rechtliche-regelungen/eu-verordnung-ueber-fluorierte-treibhausgase#aktuelles.

Wiederaufforstung der tropischen Regenwälder
(Sektor: Senken)
Das ist ein Punkt, den man gar nicht genug betonen kann, denn Regenwälder sind gigantische CO2-Senken. Es gibt verschiedene Ansätze dazu. Wichtig ist, dass menschliche Lebensräume und Wälder kaum noch getrennt voneinander sind, woraus auch eine Verantwortung für alle Menschen erwächst zu schauen, dass die Wälder wieder wachsen und intakt bleiben.
Auch hier ist das mitmachen denkbar einfach. Statt unkreativer Geschenkekauferei nächstes Mal einfach eine Baumpflanzaktion unterstützen – da gibt es oft auch eine Urkunde oder die Möglichkeit seinen Baum per Fotos beim Wachsen zu beobachten für die Freunde des „Etwas in der Hand habens“ 😉
Außerdem ist das Erhalten der Wälder wichtig und deshalb beim nächsten Kauf von Papierprodukten möglichst auf Recyclingprodukte zurückgreifen (gibt es für fast alles: Schulhefte, Klopapier, Kopierpapier, Geschenkpapier – auch nicht mehr so grau wie früher) oder bei Papier- und Holzprodukten zumindest mal prüfen, ob ein FSC (möglichst ohne MIX) Siegel drauf ist, um sicherzugehen, dass es aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammt. Am besten ist es Papier möglichst zu sparen – lest dazu gern meinen Artikel zum Thema: https://committonature.de/was-kann-ich-tun-papier-sparen/.

Windenergieanlagen an Land
(Sektor: Elektrizität)
Windenergieanlagen an Land erzeugen ähnlich viel Energie wie Kraftwerke und sind somit essentiell um die Energiewende zu schaffen. In vielen Regionen der Welt ist die Netzparität bereits erreicht, d.h. die Kosten für eine Kilowattstunde sind genauso hoch, wie wenn man diese von einem konventionellen Stromanbieter kauft. Fallende Kosten für die Turbinen bei steigender Leistung und im Vergleich zu Solaranlagen der Möglichkeit die Flächen zwischen den Windrändern auch anderweitig zu nutzen, können Windenergie zu einer der profitabelsten regenerierbaren Energiearten machen. Innerhalb etwa eines Jahres kann ein Windpark gebaut werden, was sehr schnell ist und möglichen Investoren einen schnellen Profit gewährt und somit einen Anreiz zu investieren. Da nicht immer Wind weht, funktioniert diese Energiequelle dennoch nur in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien.
Unterstützen kann man das z.B. indem man Unternehmensanleihen von Windenergie-Firmen kauft. Sie haben recht lukrative Zinsen und werden auch als Sparprodukt mit Einlagensicherung bis 100.000 Euro angeboten (Quelle: https://stiftung-umweltenergierecht.de/wp-content/uploads/2018/03/Stiftung_Umweltenergierecht_WueStudien_07_Mechanismen_finanzieller_Teilhabe.pdf, S. 41, 42, 75). Damit finanziert man solche Projekte mit und hilft aktiv bei der Finanzierung der Energiewende und verdient noch daran. Hilfreich ist natürlich auch ein Stromanbieterwechsel hin zu einem Ökostromanbieter.

Solaranlagen
(Sektor: Elektrizität, Gebäude)
Analog zu Windkraftanlagen erzeugen auch Solaranlagen schon Strommengen wie ein Kraftwerk, in vielen Weltregionen bei vergleichbaren Preisen. Die Flächennutzung ist nicht optimal, weshalb hier auch Orte ohne weitere z.B. landwirtschaftliche Nutzung wie Wüsten, Militärbasen, geschlossene
Mülldeponien oder schwimmende Solarfelder auf Stauseen vorgeschlagen werden.
Verteilte Solaranlagen auf Hausdächern verbreiten sich mit abnehmendem Preis und mit staatlichen Fördermaßnahmen. In ländlichen Gegenden einkommensschwacher Länder könnten sie den Bedarf an zentralisierten großen Stromnetzen überspringen und den Zugang zu bezahlbarer, sauberer Energie beschleunigen und somit einen Schritt aus der Armut bedeuten.

Saubere Kochstellen
(Sektor: Gebäude)
Etwa 3 Billionen Menschen kochen über offenem Feuer oder rudimentären Öfen, was bis zu 5 % der weltweiten jährlichen Treibhausgasausstöße verursacht. Die Bandbreite „verbesserter“ Ofen-Technologien sind groß mit sehr unterschiedlichem Einfluss auf die Emissionen. Am vielversprechendsten sind moderne Biomasse-Öfen, die die Emissionen um bis zu 95% verringern. Doch sie sind auch am Teuersten.
Die „Global Alliance for Clean Cookstoves“ (https://www.cleancookingalliance.org), die durch die United Nations Foundation 2010 im Zuge der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele gegründet wurde, ist eine von vielen Organisationen, die an einer bezahlbaren, effektiven und dauerhaften, sauberen Kochtechnologie arbeitet.
Helfen kann man hier, indem man seine eigenen Emissionen z.B. für einen Flug oder für den Jahreseinsatz des Autos kompensiert und mit dem Geld Projekte unterstützt, die für saubere Kochstellen sorgen. Ein bisschen wie ein persönlicher Zertifikatehandel also =)
Ein Anbieter für solche Projekte ist die Website www.atmosfair.de. Deren Projekte sind vom TÜV auf den Gold Standard geprüft (auf diesen Standard zu achten ist empfohlen vom Umweltbundesamt, er steht für nachweisbare Reduktion von Treibhausgasen, positive Effekte für die lokale Umwelt sowie soziale Belange der Bevölkerung. Weitere Infos findet ihr unter https://www.goldstandard.org/).
Um die Projekte einzusehen einfach auf diesen Link klicken: https://www.atmosfair.de/de/kompensieren/wunschmenge und dann auf „Klimaschutz verschenken“ in der Legende links (geht leider nicht per Direktlink).

Es gibt viele wirkungsvolle Ansätze, die zusammen einen Großteil der Erderwärmung reduzieren könnten, darunter zahlreiche Möglichkeiten für uns alle mitzuwirken. Die Seite umfasst noch mehr Ansätze und wird auch fortlaufend weiterentwickelt. Macht euch gern selbst ein Bild: https://drawdown.org/