Thanks to Ryoji Iwata for sharing their work on Unsplash.
Wie jede Generation und Zeit haben auch wir vorrangige Themen, die gelöst werden müssen. So ist der Klimawandel zwar seit langem bekannt und es gibt Zielsetzungen, um ihm entgegenzuwirken. Leider ist die Debatte über die Jahrzehnte etwas untergegangen, die Umsetzung an vielen Stellen zu langsam und es ist fraglich, ob die Ziele auf diese Weise erreicht werden können.
In meinen Gesprächen in den letzten Monaten kam eine Frage immer wieder deutlich zum Vorschein:
Was soll ich mit meinem kleinen Beitrag schon bewirken?
Ich könnte mein ganzes Leben ändern und doch würde es wenig bringen, wenn es nicht alle mitmachen.
Ich habe da lange drüber nachgedacht, höre mir auch gerade Vorträge zu dem Thema an und bin bisher auf folgenden Vorschlag gekommen: Unterscheide, an welcher Stelle Einzelbeiträge auch in kleinerer Menge etwas bringen und an welcher Stelle mehr gebraucht wird. Ich bin weit davon entfernt mich ökologisch nachhaltig zu verhalten, lerne auch gerade erst, was das eigentlich bedeutet. Hier eine kleine Gedankensammlung, vielleicht ist ja etwas für euch dabei.
Einzelbeiträge
Sinnvolle Einzelbeiträge sind zum Beispiel kleine alltägliche Dinge, zu denen man doch viele Leute animiert bekommt, weil sie es eh schon machen oder unproblematisch in ihren Alltag integrieren können. Ich werde versuchen darzulegen, was zum Teil Menschen in meinem Umfeld und zum Teil ich schon mache, was eventuell nachahmenswert ist.
Konsum
Ich finde es ist sinnvoll sich anzugewöhnen zu hinterfragen, ob man das, was man da gerade kaufen möchte, wirklich braucht. Habe ich eigentlich einen vollen Kleiderschrank und brauche ich jetzt wirklich noch diese neuen Sachen? Danach stellt sich die Frage, ob man es auch gebraucht kaufen kann, z.B. Spielsachen (die eh oft nur zeitlich begrenzt attraktiv sind), ein Haushaltsgerät, weil man jetzt (wer weiß wie lange ) unbedingt auch Smoothies machen möchte usw. Auch ausleihen wäre hier möglich z.B. bei Werkzeugen, die man nicht jeden Tag braucht oder um etwas auszuprobieren.
Falls etwas kaputt gegangen ist, kann ich auch versuchen es zu reparieren. Falls sich etwas abnutzt wie Holzmöbel, wäre es auch möglich mal eine neue Fähigkeit wie Abschleifen zu erlernen statt die alten Sachen einfach wegzuwerfen und sich neue zuzulegen.
Wenn man sich das nicht zutraut oder keine Zeit dafür hat, kann man zumindest dafür sorgen, dass Dinge nicht auf dem Müll landen, wenn man sie in Geschenke-Ecken stellt, bei Ebaykleinanzeigen inseriert oder über Nachbarschaftsportale weitergibt.
Wenn ich mir doch etwas Neues zulege, kann ich mit meinem Kauf auch bewusst entscheiden, was ich konsumiere. Dafür helfen mir Label wie FSC oder Blauer Engel und viele mehr, die mir zumindest mal sagen, ob Mindeststandards eingehalten werden.
Weniger problematisch ist es manchmal statt zu verzichten, auf andere Dinge umzuschwenken. Nehmen wir ein Stück Seife statt einen Flüssigseifenspender – das ist problemlos möglich, spart Geld und auf Dauer eine Menge Plastikmüll. Oder schauen wir beim Konsum von Spülmittel darauf, ob die Flasche aus Altplastik ist und die Tenside leicht abbaubar – auch kein Problem, das gibt es sogar beim Discounter. Durch unseren Konsum lenken wir, was im Regal steht.
Tüten wiederverwenden oder Netze verwenden, ist für einen selbst eine kleine Umstellung, weil man anfangs darauf achten muss, ob man sie nicht vergessen hat. Dennoch ist das wirklich kein großer Aufwand.
Ich könnte endlos weitermachen. Am besten ist, man fängt klein an und schaut nach und nach wie man zurecht kommt. Ich hab mir da auch von Freunden Dinge abgeschaut – wie das mit der Seife.
Zu Hause
Die Heizung weniger hoch aufdrehen, können wir – ändern womit wir heizen nur, wenn wir Eigentümer sind. Bin ich auf ein Auto angewiesen, weil sich z.B. mein Alltag gar nicht anders bewerkstelligen lässt, dann kann ich z.B. Wege verbinden, kann es für kleine Wege stehen lassen. Richtige Mülltrennung ist auch eine gute Sache, die zur Erhöhung der Recycling-Quote beitragen kann. Darüber werde ich eventuell auch noch einen Beitrag hier schreiben, weil ich hier auch in letzter Zeit Einiges dazu gelernt habe. So wusste ich nicht, dass Sortieranlagen oft nur sortenreine Sachen recyclen können, also muss man den Deckel vom Joghurtbecher trennen. Auch dass Vieles, was zu verschmutzt ist, direkt in die Verbrennung wandert, war mir neu. Oder dass ich Kassenbons nicht ins Papier werfen sollte.
Natur vor meiner Haustür
Für die Biodiversität kann echt jeder etwas tun, indem er auf dem/im Fensterbrett/Balkon/Garten insektenfreundliche Pflanzen anpflanzt oder z.B. einfach Kräuter aufblühen lässt. Das ist ein einmaliger Aufwand und es machen auch schon viele Menschen mit, einfach weil es auch schön ist, wenn etwas blüht.
Auch fürs Mikroklima in den Städten kann ich etwas tun, indem ich Straßenbäume gieße vor der Tür oder auf dem Weg, den ich oft nehme. In Leipzig kann man sogar ein kleines Gartenprojekt auf der Baumscheibe beginnen. Dafür kann man sich hier anmelden: https://www.oekoloewe.de/bluehpatin-werden.html
Wo Einzelbeiträge an ihre Grenzen stoßen
Auch darüber habe ich lange nachgedacht. Nach unzähligen Gesprächen ist mir klar, dass viele Menschen das Problem verstanden haben und sich machtlos fühlen. Das sind wir nicht, wenn wir anfangen sichtbar zu werden und damit auch mal zu zeigen, dass wir eben nicht nur einzelne Leute sind, die in bestimmten Themen weniger Lobbyarbeit und Entscheidungen fordern, die nachhaltiger sind und bitte auch schneller zur Zielerreichung führen. Je dringender die Lage wird, desto wichtiger kann das werden.
Man muss sich sicherlich nicht an einen Baum ketten oder eine abstrakte Kunstaufführung darbieten. Dennoch halte ich die Teilnahme an der ein oder anderen Demonstration für sehr sinnvoll. Gerade langfristige Entscheidungen der Politik, die die Klimaziele angehen, sollten nicht “heimlich” hinter verschlossenen Türen beschlossen und dann kurz am Rande bekannt gegeben werden. Auch langfristig nachzuhaken, wie die Pläne und konkreten Umsetzungen aussehen, wenn z.B. Städte den Klimanotstand ausrufen ist wichtig. Sonst verliert man sich in leeren Floskeln.
Auch das Unterschreiben von Petitionen oder sich beteiligen an Ideensammlungen, wie man die Zukunft konkret gestalten könnte, ist eine gute Sache. Jeder kann ja etwas, durch seinen Job oder durch ein Hobby und kann sich mit Know-How und seiner Perspektive einbringen.
Jetzt ist die Frage, wie bekommt man von den Themen überhaupt etwas mit? Klar kann man in den Medien viel verfolgen. Das ist auf Dauer etwas passiv und zeigt in der Regel auch, was bereits passiert ist. Ich empfehle einen lokalen Newsletter einer Umweltorganisation zu lesen. Da kann man ja auch selektiv nur die Themen verfolgen, die einen besonders interessieren und im Zweifel ist das auch leicht wieder abbestellt. Ich selbst lese den Newsletter der Ökolöwen und den der Parents for Future. Ersterer hat mich schon auf mehrere Aktionen hingewiesen, die ich gut finde und mitmache wie einen Straßenbaum gießen oder Wildblumen pflanzen. Neulich gab es die Möglichkeit Ideen zur Stadtentwicklung einzureichen. Bei letzterem habe ich neulich einen Link zu einer EU-Umfrage zum Thema Erreichung der Klimaziele bekommen und teilgenommen.
Ihr seht, man kann Einiges tun und ist auch nicht machtlos. Ich finde es sogar ganz spannend zu erfahren, was lokalpolitisch so abläuft, von dem ich bisher noch gar nichts wusste. Zugegeben lockt es mich oft ein ganzes Stück aus meiner eigenen Komfortzone heraus, weil ich auf einmal auch einen anderen Blick auf bestimmte Dinge habe, an denen ich bisher irgendwie vorbeigesehen habe.
Wer Lust und Zeit hat, kann mir gern seine Ideen zu Einzelbeiträgen oder darüber hinaus hier aufschreiben oder schicken.
Ich glaube es ist gut, wenn jeder in kleinen Schritten vorwärts denkt. Seine eigenen Gewohnheiten zu ändern ist zäh, aber machbar. Aktiv irgendwo teilzunehmen, kann zu netten Gesprächen führen und zu mehr Motivation. Probiert einfach mal etwas aus =)
Hat jemand schon eine Strategie wie er selbst bis 2030 CO2-neutral wird? Bitte auch gern mal teilen!
Zu guter Letzt empfehle ich heute diesen Artikel, bei dem es darum geht, dass historisch, wie auch im Moment große Umbrüche oft von einer Menge Menschen ausgehen, die sich gemeinsam für eine Sache einsetzen. Need a hero – look around you. Du brauchst einen Helden – schau dich um! Need a Hero? Look Around you
Auch interessant ist dieses Gespräch zwischen Philosoph Richard David Precht und Transformationsforscherin Maja Göpel, die sich darüber unterhalten, ob und wie eine Transformation in eine nachhaltige Gesellschaft stattfinden kann: